Professor (em.) Dr.-Ing. Dr.h.c. Systemtechnik und Mensch-Maschine-Systeme Universität Kassel |
GUNNAR JOHANNSEN ist Universitätsprofessor für Systemtechnik und Mensch-Maschine-Systeme – er war Leiter des Labors für Systemtechnik und Mensch-Maschine-Systeme (IMAT-MMS) im Institut für Mess- und Automatisierungstechnik (IMAT) des Fachbereichs Maschinenbau der Universität Kassel in Kassel, Deutschland von1982 bis 2006. Seit seiner Entpflichtung von Lehre und Verwaltungsaufgaben im Jahre 2006 widmet er sich mehr der Forschung und besonders wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Außerdem ist er seit 1999 Orchesterdirigent für Wiener Klassik und zeitgenössische Musik.
Seine Forschungsinteressen umfassen menschzentrierte Informatik (human-centered computing), Analyse und Gestaltung von Mensch-Maschine-Systemen, menschzentrierte Automation und Entwurfsverfahren, kognitive Systemtechnik, Modellierung menschlichen Verhaltens, menschbezogene informationswissenschaftliche Grundlagen von Mensch-Rechner/Maschine-Interaktionen, grafische, auditive und Multimedia-Benutzerschnittstellen, gestische Kontrolle, Audio- und Musiktechnologien, Entscheidungsunterstützungs- und Assistenzsysteme, Wissenstechniken (knowledge engineering), Bewertungsmethoden, Usability Emgineering, kooperative Arbeit und Wechselbeziehungen zwischen Technik und Musik. Die Haupt-Anwendungsgebiete sind die Fahrzeugführung (Flugzeuge, Kraftfahrzeuge), die Prozessführung (Kraftwerke, Chemie- und Zementanlagen), mobile Roboter, Telematik und Informationslogistik.
Gunnar Johannsen wurde 1940 in Hamburg geboren und wuchs dort auf. Er erhielt das Diplom (Dipl.-Ing., 1967) in Nachrichtentechnik und Informationsverarbeitung (Fachbereich Elektrotechnik) und promovierte 1971 zum Dr.-Ing. in Flugführung und manueller Regelung (Fachbereich Verkehrswesen) an der Technischen Universität Berlin. Zusätzlich studierte er drei Jahre lang Musik im Studiengang für Tonmeister der Hochschule für Musik (Universität der Künste Berlin). 1980 habilitierte er sich als Privatdozent (Dr. habil) für das Lehrgebiet "Mensch-Maschine-Systeme der Luft- und Raumfahrt" in der Fakultät für Maschinenwesen der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH Aachen). Er studierte mehrere Jahre Dirigieren in Hamburg, Wien und Kassel.
Von 1971 bis 1982 war er Abteilungsleiter im Forschungsinstitut für Anthropotechnik (FGAN-FAT; jetzt -FKIE - EMS) in der Nähe von Bonn. Während längerer Forschungsaufenthalte arbeitete er in der University of Illinois at Urbana-Champaign (Department of Mechanical and Industrial Engineering; und Coordinated Science Laboratory, jetzt dieser Bereich im Beckman Institute for Advanced Sciene and Technology) in den USA (1977 – 1978), im Kyoto Institute of Technology (Department of Electronics and Information Science) und in der Kyoto University (Department of Aeronautics and Astronautics) in Japan (1995) sowie in der Technischen Universität Wien (Institut für Handhabungsgeräte und Robotertechnik) in Österreich (1999), auch unterstützt vom Institut für Komposition und Elektroakustik (früher Institut für Elektroakustik, Experimentelle und Angewandte Musik) der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.
Im
April und Mai 2004 war er Gast-Wissenschaftler an der Kyoto University
in
Japan (bei
Professor Dr. Tetsuo Sawaragi,
Department
of
Precision Engineering, Design
Systems Laboratory for Human-Machine
Collaboration) im COE-Projekt "Center
of Excellence for Research and Education on Complex Functional
Mechanical
Systems" des Japanese Ministry of Education, Culture, Sports,
Science
and Technology (MEXT)
–
für dieses COE-Projekt ist er seitdem bis 2007 ehrenamtlicher
Berater
.
Von Mitte September bis Ende Oktober 2004 war er
Gast-Wissenschaftler an der University
of
British
Columbia (UBC) in Vancouver, Kanada (bei Professor Dr. Sidney
Fels,
Department of
Electrical and
Computer Engineering, Human
Communication
Technologies Laboratory).
In der IFAC
(International Federation of Automatic Control)
gründete und leitete er die Arbeitsgruppe
Mensch-Maschine-Systeme
(1981 – 1990;
jetzt Technical
Committee on
Human-Machine Systems) und war danach Vorsitzender
des Ausschusses für Systemtechnik (bis 1993) und des
Koordinationsausschusses
für Systemtechnik und Management (bis 1996). Er war
Vorsitzender
von vier der
Symposien über Mensch-Maschine-Systeme (1982, 1985, 1989 und 2001).
Hauptverantwortlich schuf und leitete er 2001 den internationalen
Workshop
"Human
Supervision and
Control in Engineering and Music" mit
eingebundenem Orchesterkonzert, bei dem er Takemitsu's
November
Steps
dirigierte (für Biwa,
Shakuhachi
und Orchester;
mit Junko
Ueda
und Genzan
Miyoshi – Klangausschnitte 1
2
3 ).
Gunnar Johannsen wurde am
24. März
2005 der Titel eines Ehrendoktors (Docteur
Honoris Causa; Dr. h.c.) der Université
de
Valenciennes et
du Hainaut-Cambrésis in Nord-Frankreich verliehen.
Ferner
erhielt er 1995 den Japanisch-Deutschen
Forschungspreis (verliehen durch JSPS,
die Japan Society for the
Promotion of Science). Seit 2001 ist er
Fellow
des IEEE
(Institute of Electrical and Electronics Engineers; Systems,
Man, and Cybernetics und Computer Societies)
"for contributions to
human-machine systems engineering, cognitive ergonomics, human-computer
interface design, and human-centered automation". Er war nominiert
für den 2007 Bower Award and Prize for Achievement in Science
on
Human-Centered Computing, des Franklin Instituts in Philadelphia, USA.
Ferner ist er Mitglied der ACM (Association for Computing Machinery), der HFES (Human Factors and Ergonomics Society), der ICMA (International Computer Music Association; bis 2004) und verschiedener deutscher Fachgesellschaften: VDI/VDE-GMA (Gesellschaft Mess- und Automatisierungstechnik), VDE-ITG (Informationstechnische Gesellschaft), GI (Gesellschaft für Informatik), GfA (Gesellschaft für Arbeitswissenschaft; bis 2007) und DGLR (Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt; bis 2007; T5.4 Anthropotechnik).
Gunnar Johannsen war Deutscher Delegierter in der European Cost287-ConGAS Action "Gesture CONtrolled Audio Systems" (2003 – 2007).
Über die Jahre erhielt er Drittmittel für viele Forschungsprojekte von der DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft), der EU (European Commission Research; RD Information Service), der VW-Stiftung (VolkswagenStiftung) und der Industrie. Er war Sprecher des DFG-Graduiertenkollegs über "Arbeit, Technik und Qualifikation" von 1990 bis 1993. Insgesamt betreute er 16 Doktorarbeiten in seinem Fachgebiet und nahm an vielen anderen Promotionsausschüssen als Gutachter oder Prüfer in Kassel, Braunschweig, Delft, Enschede, Valenciennes, Stockholm und Johannesburg teil.
Gunnar Johannsen ist Autor des Buches Mensch-Maschine-Systeme (Springer-Verlag, Berlin, 1993), Ko-Autor des Buches Der Mensch im Regelkreis: Lineare Modelle (Oldenbourg Verlag, München, 1977), Ko-Herausgeber von Monitoring Behavior and Supervisory Control (Plenum Press, New York, 1976), Herausgeber oder Ko-Herausgeber von drei Bänden "Analysis, Design, and Evaluation of HuMan-Machine Systems" (Pergamon Press, Oxford, 1983, 1986 und 2002), Herausgeber von Integrated Systems Engineering (Elsevier Science, Pergamon Press, 1995), Ko-Herausgeber von drei Tagungsbänden der European Annual Conference on Human Decision Making and Manual Control (1982, 1993, und 1997), Herausgeber von Special Issues des Journal of New Music Research (Sept. 2002) und der Proceedings of the IEEE (April 2004) sowie Autor und Ko-Autor zahlreicher Zeitschriftenartikel, Buch- und Enzyklopädiekapitel und Konferenzbeiträge.